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J64 Einander lieben und sich freuen

Aktualisiert: 10. Dez.

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Freude trotz allem - geht das?
Freude trotz allem - geht das?

Auf meiner Erkundungstour finde ich oft sehr aktuelle und praxisorientierte Hilfen für den Alltag. Genaues Lesen und Nachdenken im Gesamtkontext lohnen sich auch für folgenden Textabschnitt:

Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!


Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. Das habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde. Das ist mein Gebot: Dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe.


Niemand hat größere Liebe als wer sein Leben einsetzt für seine Freunde. [oder: Niemand hat größere Liebe als diese, dass jemand sein Leben hingibt für seine Freunde.*] Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich euch alles kundgetan habe, was ich von meinem Vater gehört habe. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt, damit euch der Vater gibt, worum ihr ihn in meinem Namen bittet.


Dies gebiete ich euch: dass ihr einander liebt.


Die Bibel, Johannes-Evangelium 15,9-17 (Zürcher Übersetzung, 2007)

* Übersetzung Tamara Schüppel


Jesus gibt seinen Schülern und uns einen dringenden Rat, er wiederholt ihn mehrfach: Wir sollen einander lieben, wie Jesus uns geliebt hat. Jesus wusste, was ihn erwartete und stellt uns sein Beispiel vor Augen: Seine Freunde würden ihn allesamt verlassen, sobald es gefährlich wird; einer würde bewusst und wiederholt lügen, Jesus nicht einmal zu kennen. Während sie ihm solches antun werden, ist Jesus bereit, sein Leben für seine Freunde hinzugeben. Das ist Gottes Maßstab für echte Liebe. Liebe kostet auch uns was. Ich möchte dies an drei Beispielen verdeutlichen:


  • Es gibt Menschen, die sehen auf meinen Glauben herab. Vielleicht lachen sie über mich oder demütigen mich sogar.

  • Mitchristen sind manchmal arrogant - sie wissen alles besser, obgleich sie die konkrete Situation nicht berücksichtigen. Einige urteilen hart aufgrund dogmatischer Festlegungen. Andere nehmen mich als Persönlichkeit nicht ernst und zweifeln sogar meinen Glauben an.

  • Wo Menschen miteinander unterwegs sind, lauert häufig Machtmissbrauch: Statt einander zu lieben, wollen Menschen übergriffig herrschen. Leider sind davon Christen und christliche Gemeinschaften nicht grundsätzlich ausgenommen.


Diese Liste können Sie ganz persönlich fortsetzen. Wer hat Sie verletzt? Und wie gehen Sie damit um?


Jesus rät, einander zu lieben, damit wir seine Freude haben. Das klingt paradox angesichts dieser Schwierigkeiten. Aber Jesus will unseren inneren Menschen heil machen; er will uns helfen, nicht in Frust und Bitterkeit steckenzubleiben (vgl. Epheser 4,31-32). Aus eigener Erfahrung weiß ich: Das ist gelegentlich harte Arbeit über lange Zeiträume und manchmal sind wir dabei auf die Hilfe anderer angewiesen. Wichtig ist, dass wir uns immer wieder bewusst gegen Selbstmitleid und Aggression entscheiden. Denn Jesus sagt, dass Freude abhängig ist von unseren Beziehungen zu Gott und Mitmenschen. Dieser Zusammenhang ist uns oft nicht bewusst. Deshalb lohnt sich ein Beziehungscheck, wenn uns die Freude fehlt: Schleppen wir Frust und Ärger mit uns herum?


Wir können freundliches Entgegenkommen wagen, wir können Schwierigkeiten offen ansprechen gegenüber denen, die uns verletzen. Wir können es aus Liebe zu Jesus wagen, ihm trotz Hindernissen konsequent zu folgen und notfalls allein zu stehen. Vor übergriffigem Verhalten anderer dürfen und sollen wir uns selbst schützen. Aber manchmal müssen wir in unfairen Situationen überleben. Und immer wieder entstehen schmerzhafte Verletzungen. Notfalls müssen wir mit heftigen Nachteilen zurechtkommen. Wir können lernen, Gott zu vertrauen und auf Rache zu verzichten. Denn Gott wird am Ende vollkommene Gerechtigkeit herstellen. (vgl. Römer 12,17-21)


Jedoch ist all das anstrengend. Demgegenüber verspricht Jesus Freude angesichts dieser Anstrengungen. Was ist eigentlich Freude? Gemeint ist offensichtlich mehr als ein flüchtiges Gefühl.

Ich verstehe Freude als

die Fähigkeit, Gutes und Schönes zu erkennen,

gefolgt von dem Streben, selbst Gutes und Schönes zu bewirken.

Echte Freude ist ein Wesensmerkmal des Schöpfergottes.


Wenn wir diese Fähigkeit und dieses Streben bewusst trainieren, fliehen Frust und Bitterkeit, stattdessen zieht die Freude ein: Statt uns zu ärgern, können wir in unsere Jesus-Beziehung investieren oder in andere Menschen in unserem Umfeld. Wir können investieren in alles Gute und Schöne, denn das nennt Jesus Frucht bringen.


Jesus will, dass wir uns freuen, weil er uns liebt. Er nennt uns sogar seine Freunde. Das ist eine besondere Auszeichnung, denn Jesus ist Gott und wir sind seine Geschöpfe. Jesus betreibt keine unrealistische Gleichmacherei; er bleibt derjenige, der erwählt und bestimmt. Er liebt alle Menschen und will, dass alle die rettende Wahrheit erkennen. Seine besondere Fürsorge gilt denen, die sein großzügiges Angebot annehmen: Wenn wir beten, wird Gott aufgrund unserer Bitte das Beste für uns herausholen. Dabei berücksichtigt er die komplexen vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Zusammenhänge einer gesamten Menschheitsgeschichte. Zudem beabsichtigt Jesus, seine Freunde einmal von allen Verletzungen vollkommen zu heilen. Er wird sich persönlich um uns kümmern und sogar jede einzelne Träne abwischen (vgl. Offenbarung 21,4). Er wird den Bösen endgültig unschädlich machen. So ist unser Gott! Natürlich werden wir in Gottes ewigem Reich einander lieben und weiterhin Gutes und Schönes gestalten. Dann wird unsere Freude vollkommen sein. Darauf kann ich mich freuen. Sie auch?


Tamara Schüppel


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